April/Mai 2014
Theaterstück von Max Frisch
Regie: Claudia Meyer
Musik: Michael Wilhelmi
Chor: ensemble ardent
Leitung: Patrick Secchiari
"Die 25 Sängerinnen und Sänger verblüffen mit einer vorzüglichen Wiedergabe"
Beatrice Eichmann-Leutenegger, NZZ
"Am Anfang steht ein magischer Theatermoment, den man nicht so schnell vergessen wird. Auf alle Ränge des Stadttheaters verteilt, singt das ensemble ardent den Prolog. "Der
Blödsinn, der nimmer zu löschende", zischt und klingt es von allen Seiten. Dolby Surround im Kino ist ein laues Lüftchen dagegen."
Michael Feller, Berner Zeitung
Nichts als Sorgen hat er, der Fabrik- und Eigenheimbesitzer Gottlieb Biedermann: Seine herzkranke Frau verträgt keine Aufregung; ein langjähriger Mitarbeiter fordert unverschämterweise seinen
Anteil an der Erfindung des Haarwassers «Hormoflor»; und vor allem hat er Angst, Opfer eines Brandanschlags zu werden.
Eines Tages bittet ein gewisser Herr Schmitz um Obdach, und Biedermann ist schwach genug, diesem in einer Anwandlung von Grosszügigkeit seinen Dachboden als Schlafquartier anzubieten. In der
Folge ignoriert er mit grosser Konsequenz alle Anzeichen dafür, dass dort oben einer jener Brandstifter haust, von denen er täglich in der Zeitung Horrormeldungen liest. Nicht nur, dass er das
Auftauchen eines zweiten Kumpans toleriert, Biedermann will förmlich nicht die Benzinfässer sehen, die bald auf seinem Dachboden auftauchen, assistiert sogar beim Anbringen der Lunte und weiss
sich am Ende nicht anders zu helfen, als zu versuchen, die beiden Brandstifter mit einem Gänsebraten zu korrumpieren. Was natürlich schief geht – denn Freundschaft lässt sich
nicht mit Schwäche erzwingen.
Und all das tut Biedermann nur aus Angst, als das wahrgenommen zu werden, was er in Wirklichkeit ist: ein humorloser, ängstlicher Spiesser, der sich von allem, was anders und fremd ist, ins Bockshorn jagen lässt. Die Methode der beiden Brandstifter: Mit Unterwürfigkeit erschleichen sie erst sich einen Platz im Haushalt Biedermanns, der sich darin sonnen kann, besser, weniger misstrauisch als andere zu sein, und mit der Frechheit desjenigen, der die wunden Punkte des Gegenübers erkannt hat, behaupten sie dann diesen Platz. Eine wahrhaft explosive Mischung, die am Ende zwangsläufig in die Luft fliegen muss.
Schon der Name des Protagonisten ist Programm in dieser Parabel auf die unheilvollen Seiten im Wesen des Bürgers. Frischs «Lehrstück ohne Lehre» von 1957 überrascht durch seinen grotesken Humor und ist auch 56 Jahre nach Entstehen ein schmerzlicher Blick in den Spiegel, in dem sich ein Teil der bürgerlichen Mentalität schonungslos offenbart.